Herausforderungen von Distanzlernen
(ISB Medienabteilung - Referat Mediendidaktik, 2020; Krommer, Wampfler & Klee, 2020; Voss, 2020)
Technische Herausforderungen
Im Hinblick auf die technischen Herausforderungen beim Distanzlernen kann folgender Leitsatz verwendet werden:
Das heißt, dass möglichst einfache technische Lösungen eingesetzt werden sollen, damit der Lernerfolg nicht von der Verfügbarkeit digitaler Technik abhängig ist. Hier ist es wichtig, die Ausgangslage in Bezug auf die Verfügbarkeit digitaler Endgeräte sowie den oftmals sehr heterogenen Wissensstand der Lernenden zum Umgang mit digitalen Medien zu kennen und zu berücksichtigen. Die Nutzung von Software, die den Lernenden bereits bekannt ist, ist neuen, unbekannten Tools vorzuziehen, da die Einarbeitungszeit der Lernenden dabei deutlich geringer ist. Webbasierte Anwendungen eignen sich hierfür oftmals besser, da sie unkompliziert über einen Link im Browser aufgerufen werden können. Apps oder Tools, die die Lernenden erst installieren und bei denen sie sich eventuell erst registrieren müssen, sind möglichst sparsam zu verwenden, und wenn, ist Hilfe bei der Installation anzubieten.
Nach Krommer, Wampfler und Klee (2020) sollte das Distanzlernen trotz all der technischen Möglichkeiten möglichst nicht als reines Online-Lernen konzipiert sein, sondern auch bereits bekannte analoge Medien, wie etwa Schulbücher, einbeziehen. Durch die Einbindung der analogen Medien können für die Lernenden didaktisch sinnvolle und technisch nutzerfreundliche Angebote erstellt werden. In Bezug auf die Online-Kommunikation zeigt sich, dass die gleichzeitige (synchrone) Kommunikation für die Lernenden manchmal schwierig umzusetzen sein kann, wenn beispielsweise kein ruhiger Rückzugsort zur Verfügung steht, oder wenn mehrere Familienmitglieder ein gemeinsames internetfähiges Gerät nutzen. Aus technischer Sicht sollte synchrone Kommunikation möglichst kurz gehalten werden (etwa 30 Minuten) und, wenn möglich, nicht verpflichtend sein sowie dem informellen Austausch dienen. Mittels asynchroner Kommunikation könnten Instruktionen und Erklärungen produziert werden, sodass diese von den Lernenden flexibel abgerufen werden können. Hierfür bieten sich Erklär- und Lernvideos, E-Mails oder Nachrichtenforen auf einer eigens dafür vorgesehenen Plattform an. Die Zugänglichkeit zu Lernmaterialien kann über Cloud-Speicher, Messenger-Dienste (über die in Echtzeit kommuniziert werden kann), oder über eine Lernplattform stattfinden.
In dem Ausschnitt aus Szene 2: Wiederholung der Vorstunde zum Thema Populationsdynamiken gibt die Lehrerin der Klasse einen Arbeitsauftrag. Dabei verweist sie auf das Lernsystem, in dem sich die benötigten Materialien für den Arbeitsauftrag befinden. Diese dazugehörige Ordnerstruktur, in diesem Fall der digitale Klassenordner, wird in dem Video kurz gezeigt.
Allgemeine Herausforderungen
Neben technischen Herausforderungen und Hürden bringt das Lernen auf Distanz zahlreiche weitere Herausforderungen mit sich - ob im Hinblick auf verstärkte soziale Ungleichheiten (siehe Abschnitt Elternbeteiligung als Einflussfaktor auf das Distanzlernen), individuelle Schülerinnen- und Schülervorraussetzungen und digitale Kompetenzen oder fehlende soziale bzw. informelle Interaktionen zwischen Lernenden sowie zwischen Lernenden und Lehrenden- um nur einige Beispiele zu nennen.
Die Distanz- und Hybridlernphasen im Verlauf der Corona-Pandemie offenbarten, dass neben dem Bereitstellen von Lernmaterial und einer Infrastruktur zur Kommunikation zwischen Lehrenden und Lernenden ein Gesamtkonzept zum Lernen auf Distanz notwendig ist. Lehrende zweifelten den Lernerfolg ihrer Schülerinnen und Schüler an, obwohl sie sicher waren, diese mit den Lernmaterialien erreicht zu haben (Voss, 2020). Eine mögliche Ursache für dieses Defizit könnte die mangelnde Fähigkeit von Lernenden sein, sich Wissen selbständig anzueignen. Ohne Anleitung durch eine lehrende Person sind Lernende häufig überfordert, wenn sie dazu angehalten sind, selbstreguliert zu lernen. Insbesondere die Fähigkeiten zum eigenständigen, selbstregulierten Lernen spielen bei dieser Form des Lernens jedoch eine zentrale Rolle.
Um diese Kompetenz auszubauen, sollte daher zuvor Strategiewissen vermittelt werden, wie Lernende diese Anforderungen am besten bewältigen (siehe hierfür: Lernstrategien). So können Lehrende ihre Schülerinnen und Schüler unterstützen, indem sie nicht nur Lernmaterialien (ob digital oder analog) bereitstellen, sondern auch eine Handlungsempfehlung, wie Schülerinnen und Schüler mit diesen umgehen sollen (z. B. Lernstrategien zur Arbeit mit Texten).